Maike Maja Nowak “Hundeflüsterin” und Beziehungsfachfrau
VON MARTIN SCHREIER
Hunde sollten nicht mitgebracht werden. Eine Ausnahme gab es lediglich für drei Hundehalter aus der Region, mit deren Tieren Nowak ihre Art des Umgangs mit Vierbeinern zeigen wollte. Die Hundebesitzer sehen das an diesem Abend selbstverständlich als Chance und zeigen sich begeistert. „Vielleicht erfahre ich was, was ich meinem Hund Gutes tun kann“, sagt Ulrike Knecht aus Gomaringen. Sie hat ihren vierbeinigen Freund Teddy vom BMT-Tierschutzzentrum Pfullingen bekommen. „Der hört aufs Wort, nur nicht aufs erste“, scherzt sie.
Zu den Auserwählten zählt auch die Ofterdingerin Katrin Speidel. Sie erhofft sich von dem Abend ein tieferes Verständnis für ihre Hündin Lilly. Zu Problemen komme es mit jener, wenn sie auf andere Hunde trifft. „Dann ist es ganz schwierig, sie zu beeinflussen.“ Eine weitere Schwierigkeit: „Zuhause möchte sie das Heim bewachen und versteht nicht, dass sie das gar nicht muss.“
Doch vor dem großen Auftritt von Lilly und Teddy liest Nowak rund eine Stunde aus ihrem zuletzt veröffentlichten Buch „Wie viel Mensch braucht der Hund“.
Nowak als Hundeflüsterin zu bezeichnen, ist nett, greift aber zu kurz. Wie sich spätestens in der Fragerunde zeigt, versteht sie sich ebenso gut im Umgang mit Menschen. Schnell ist sie mit allen per du und es entsteht der Eindruck, man sei eine einzige große Familie. Dass es dabei auch mal jemanden gibt, der sich etwas merkwürdig aufführt und Nowak scheinbar besonders schlau befragt, stört diesen Familieneindruck keineswegs, sondern bestätigt ihn, weil es doch fast in jeder Großfamilie seltsame Verwandte gibt. Doch Nowak lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, geht mit Mensch und Hund gleichermaßen unaufgeregt und entspannt um.
Sie entfaltet ihre Botschaften, wie eine Freundin einen Rat erteilt. Danach gefragt, wie man einen Hund ohne Leckerli führen und motivieren kann, antwortet Nowak: „Jedes Leckerli ist ein Witz, wenn ein Hase vorbei kommt. Mit Leckerlis wird niemand zur Führungsfigur.“ Ihre Thesen stützt die Expertin häufig mit Rollenspielen, die sie mit Zuschauern auf der Bühne durchspielt. Den mitgebrachten Hunden kommt leider in weiten Teilen des Abends nur eine Nebenrolle zu.
Stunde um Stunde hört sich Nowak geduldig die Fragen des Publikums an und antwortet ausführlich. Aus der angekündigten Lesung mit anschließender Fragerunde ist längst eine persönliche Begegnung zwischen der 52-jährigen Berlinerin und den begeisterten Hundefreunden geworden. Katrin Speidel ist jedenfalls voll auf zufrieden. „Bei ihr ist alles so natürlich, nicht so gemaßregelt“, sagt sie über Nowak. Ob sie es schafft, das Gelernte mit ihrer Lilly umzusetzen, bleibe abzuwarten. „Man muss es auf jeden Fall üben.“
Draußen vor der Kultur- und Sporthalle stehen im diffusen Laternenlicht derweil hunderte Autos. Ein paar haben an diesem Abend eine lebendige Alarmanlage dabei. Jedenfalls hört man deutlich aus ihnen das kräftige Gebell ihrer tierischen Bewacher. Ob diese sich an ihrem Platz genauso wohl fühlen, wie ihre Halter drinnen? Auch darauf hätte Maike Maja Nowak bestimmt eine Antwort. (sc)